Sechs Persönlichkeiten der deutsch-türkischen Musikszene stellen sich und Ihre Werke vor. Die Vortragsreihe soll öffentlich bekannt machen, dass es eine profilierte deutsch-türkische Kunstmusik-Szene gibt. Zugleich soll deutlich werden, dass in Deutschland lebende Komponist/innen mit türkischem Migrationshintergrund eine charakteristische Musiksprache entwickelt haben, die mit einem jeweils persönlichen Profil das Verhältnis zwischen abendländisch-westlicher und türkischer Musikkultur artikuliert. Indem sie alle nicht nur einen eigenen musikalischen Stil entwickelt haben sondern sich auch in der multikulturellen Realität Deutschlands kulturpolitisch engagieren, sind sie Akteure kultureller Transformation und Integration. Die Vortragsreihe soll die Vielfalt künstlerischer Mittel zeigen, mit denen solch eine Integration in das multi- und transkulturelle Deutschland bewerkstelligt werden kann. Türkische Musik in Deutschland? Ist das der „singende Müllmann“ Abdullah Eryilmaz, der türkische Arbeiterchor von Tahsin Incirci in Westberlin (1973-1979), das alevitische „Bın Yılın Türküsü“ in der Köln-Arena (2000) mit 1246 Bağlamaspieler/innen, die blühende Oriental HipHop-Szene von Cartel bis zur pop müzik Tarkans, vereinzelt eine „türkische Musikschule“ wie in Oldenburg diejenige von Irfan Karaçan (seit 1999) und ansonsten „Arabesk“ aus der Dönerbude? Kaum bekannt unter Deutsche wie Türken ist die Tatsache, dass es auch in der Kunstmusik-Szene deutsch-türkische Komponist/innen gibt, deren Musiksprache sich von der globalisierten Musiksprache der Avantgarde oft auf charakteristische Weise abhebt. Diese Komponist/innen „bedienen“ nicht primär den Markt der in Deutschland lebenden Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Sie zielen vielmehr primär auf den relativ kleinen nationalen und internationalen „Kunstmusik-Markt“, sie komponieren Kammermusikwerke, Orchesterwerke, Opern, Filmmusik. Ihr Forum und ihre Partner sind – um ein paar Beispiele aus dem Umkreis der 2013 nach Oldenburg Eingeladenen zu nennen – die Dresdner Philharmoniker, das Ensemble Modern, das Bremer Opernhaus, die Komische Oper Berlin, der Deutsche Musikrat, die Siemens-Stiftung, die UNESCO, das Label „wergo“, ARD, ZDF und arte. Die Reihe „Deutsch-Türkische Komponist/innen“ im Sommer 2013 soll zeigen, dass trotz dieser Zielsetzung sich alle diese Komponist/innen musikalisch mit ihrer eigenen Herkunft, die man heute als „Migrationshintergrund“ zu bezeichnen pflegt, auseinandersetzen. Das reicht von der Verwendung türkischer Instrumente, die die westliche Kunstmusik nicht kennt, über die Einbeziehung türkischer Musiker in den Kreis der Ausführenden, die Verwendung der türkisch-arabischen Rhythmus- und Skalenlehre, das direkte Zitieren türkischer Melodien oder Rhythmen bis hin zur Behandlung von Themen, die Migrationsprobleme und biografische Erfahrungen beinhalten. In jüngster Zeit haben sich alle der eingeladenen Komponisten über das reine Komponieren für den Konzertsaal hinaus auch in kulturpolitischen Projekten engagiert, die ihre Fähigkeiten auch in kulturpolitischer Hinsicht fordern. |
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